Liebe Anwesende, ich begrüße Sie/Euch herzlich zur offiziellen Auftaktveranstaltung der einwöchigen Projektarbeit zum Thema „Integration von Migranten in die Arbeitswelt“ im Rahmen des aktuellen Erasmus+ Projekts „New voices“. Insbesondere heiße ich im Namen der Schulgemeinschaft des Erich Kästner Gymnasiums die Vertreter der teilnehmenden Schulen aus Bulgarien, Frankreich, Italien, Norwegen und Schweden herzlich willkommen.
Deutschland dazugerechnet stehen diese sechs Herkunftsstaaten einerseits für die Vielfalt Europas, andererseits symbolisiert die gemeinsame Arbeit an einem Projekt die Bereitschaft, sich auf das vermeintlich Fremde einzulassen und trägt ganz im Sinne der strategischen Schulpartnerschaft dazu bei „Grenzen in den Köpfen“ zu überwinden. Ein wichtiger übergeordneter Bildungsauftrag, dem sich jede Schule in Europa verpflichtet fühlen müsste, schon allein um für die Zukunft sicherzustellen, dass Europa das bleibt, was es im Moment noch ist: Ein friedlicher Kontinent, dessen Demokratien sich Werten verpflichtet fühlen, analog zu Schlagwörtern der französischen Revolution von 1789: liberté, fraternité, égalité. Ein Europa, für das bis vor kurzem noch das Motto galt – und wieder gelten muss: Einheit in Vielfalt – und nicht wie es im Moment scheint: nationale Einheit gegen Vielfalt. Oder anders ausgedrückt und frei nach Karl Marx: „Ein Gespenst geht um in Europa, ein Gespenst des Populismus“ – genauer, des Rechtspopulismus. Gebrüllte Parolen längst vergangener Zeit scheinen den öffentlichen Diskurs zu dominieren und den gesunden Menschenverstand zu benebeln: Hasstiraden gegen alles Fremde überfluten die Kommunikation im Netz, gepaart mit Forderungen nach nationaler Abschottung, nach der „Festung Europa“ besser noch, die der eigenen Nation.
Überall krabbeln diese Gespenster von gestern aus den Gräbern der Geschichte, finden Anklang, werden gewählt: die norwegische Fortschrittspartei, die bulgarische Ataka, die deutsche AfD, die Schwedendemokraten, die französische Front National und die italienische Lega Nord.
Sie alle eint die Panikmache vor Überfremdung, die Forderung nach massiver Ausgrenzung von Muslimen, die Erschwerung von Integration, die teils rassistische, teils antisemitische Tonart und immer die Überhöhung der eigenen Nation.
Es muss wieder gelten: Einheit in Vielfalt
100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges: „Ein Gespenst geht um in Europa“ und es ist Aufgabe der Schulen, die Jugend Europas aufzuklären, dass nationale Egoismen, ethnische Ausgrenzungen vergangene Geschichte bleiben muss. Nur ein Europa, das zusammenwächst, gemeinsam für demokratische Werte und Menschenrechte offensiv eintritt, kann zukünftigen Generationen ein lebenswertes Umfeld bieten.
„Égalité“: die Gleichheit – nicht nur vor dem Gesetz sondern: jeder Mensch ist gleich viel wert, egal ob Mann, Frau, Jude, Muslim, Atheist, homo- oder transsexuell.
„Fraternité“: ein brüderlich solidarisches Handeln der europäischen Staaten ist angesagt, in diesem Sinne eine Festung sein, die sich öffnet und Schutz bietet und den Gespenstern zum Trotz, die
„liberté“: die Freiheit einer offenen Gesellschaft gegen Feinde von außen und innen aktiv verteidigt.
In diesem Sinne ist die Teilnahme am Erasmus+ Projekt ein kleiner Schritt für den Einzelnen, Teil eines Großen für Europas Zukunft, ganz sicher ein wichtiger Nagel für den Sarg der Gespenster von gestern.
Ich wünsche unseren Gästen weiterhin einen schönen Aufenthalt und viel Spaß und Erfolg bei der gemeinsamen Projektarbeit.
(Hella Kohl, Schulleiterin des Erich Kästner Gymnasiums Laatzen)